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Formaldehyd neutralisieren

Im Schnitt verbringen wir rund 20 Stunden pro Tag in Innenräumen. Da sollte die Raumluft in Ordnung sein. Oft verbergen sich aber auch an unerwarteter Stelle Schadstoffe. Gründe dafür gibt es viele: falsche Baustoffwahl, Trockenzeiten nicht eingehalten, Luftdichtigkeit, Optik vor gesund … Einer der Schadstoffe, der bei zu hoher Konzentration krank machen kann, ist Formaldehyd.

Was ist Formaldehyd?

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Formaldehyd (gesprochen: Form-Aldehyd) ist eine organische Verbindung und zählt in der chemischen Industrie zu den wichtigsten organischen Grundstoffen. Es findet in den unterschiedlichsten Bereichen Verwendung, wie etwa Bau- und Farbstoffen, Arzneistoffen oder auch bei Textilveredelungen. Daher ist es auch nicht überraschend, das es auch inInnenröumen vorkommt. Holzwerkstoffe wie Spanplatten, Bodenbeläge oder auch Möbel können zu einer erhöhten und gesundheitlichen Konzentration beitragen.

Bei Zimmertemeratur ist Formaldehyd gasförmig und freies Formaldehyd löst sich aus den Gegenständen. Das „Wohngift“ ist auch unter den Namen Ameisenssäurealdehyd, Methanal oder Oxomethan bekannt. In der Gruppe der Aldehyde ist es das einfachste, da es nur aus einer Aldehydgruppe (CHO) und einem Wasserstoffatom (H) beteht. Die Strukturformel von Formaldehyd lautet daher: CH2O.

Die Chemischen Eigenschaften von Formaldehyd unter der Lupe

  • Der Aggregatzustand ist gasförmig
  • Formaldehyd ist aufgrund seiner Molekülstruktur in Wasser sehr leicht löslich
  • In gelöster Form wird es als Formalin bezeichnete
  • Der Schmelzpunkt von Formaldehyd liegt bei –117 Grad Celsius
  • Der Siedepunkt liegt bei -19 Grad Celsius

Wie kann ich die Konzentration von Formaldehyd messen

Mittlerweile sind unterschiedliche Messgerät auf dem Markt, die Formaldehyd in der Raumluft in Echtzeit bestimmen können. Die Messung erfolgt meist über einen elektrochemischen Sensor, an dem die Moleküle andocken.

Die exakte Formaldehyd-Konzentration kann auch über ein Labor festgestellt werden. Dazu wird die Raumluft in der Regel über 30 Minuten hinweg auf ein Prüfröhrchen gezogen. Luftdruck, -feuchtigkeit  und -temperatur sind dabei zu dokumentieren. Im Labor wird die Luft in dem Prüfröhrchen dann genau analysiert.

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Ist Formaldehyd giftig?

Formaldehyd ist für Mensch und Tier giftig und ab einer Konzentration von 30 ml/m³ besteht sogar Lebensgefahr. Seit 2014 ist Formaldehyd EU-weit als krebserregend eingestuft. In Innenräumen gilt ein Richtwert von 0.1 mg/m³.

Das „Wohngift“ führt bei einem Teil der Menschen aber bereits bei Konzentrationen unterhalb dieses Richtwerts zu gereizten Schleimhäuten von Augen und Atemwegen oder zu Kopfschmerzen. Die meisten Reizungen sind nur vorübergehend, es können sich aber auch Allergien entwickeln. Formaldehydhaltige Desinfektionsmittel müssen nach der CLP-Verordnung dementsprechend gekennzeichnet sein, wie etwa „Kann allergische Hautreaktionen auslösen“.

Soll eine Zertifizierung nach der DGNB (Deutsche Gesellschaft nachhaltiges Bauen) erfolgen, soll der Zielwert von 0.05 mg/m³, sprich: die Hälfte des Richtwerts, eingehalten werden. Wird der Richtwert überschritten, ist eine DGNB-Zertifizierung nicht möglich.

Wo findet Formaldehyd überall Verwendung?

Formaldehyd findet in unzähligen Produkten und Materialien Verwendung. Dadurch gelangt es auch einfach in Innenräume. Angefangen bei Textilien, Fußböden, Möbeln sowie in Desinfektionsmitteln oder gar Kosmetika – all das sind Quellen, die die Formaldehydkonzentration in Innenräumen erhöhen können.

Werfen wir daher einmal einen genaueren Blick auf ein typisches Wohnzimmer:

Formaldehyd Vorkommen

Wandfarbe

In Lacken und Wandfarben wird
Formaldehyd als
Konservierungsstoff genutzt. Die
Belastung mit dem Schadstoff
ist bestenfalls nur
vorübergehend, dann jedoch
meist in bedenklicher Höhe.

Möbel

Spanplatten sind gepresste,
geleimte Holzplatten, für Möbel
oft mit dekorativen
Schichtstoffen verleimt. Der Leim
kann Formaldehyd enthalten, die
Möbel geben diese über eine
lange Zeit ab.

Dekostoffe

Formaldehyd dient in
dekorativen Textilien wie
Teppichen oder Vorhängen oft
dazu, die Faser stabiler zu
machen; bei Teppichen auch
häufig zur Verbindung der Faser
mit dem Trägergewebe.

Desinfktionsmittel

Formaldehyd tötet die meisten
Keime ab und findet sich deshalb
oft in Desinfektionsmitteln.

Kleidung

Von "Ausrüsten" spricht man, 
wenn bei Textilien bestimmte
Eigenschaften durch Einsatz von
Chemikalien verändert werden.
Mit Formaldehyd wird die Kleidung
z.B. oft Knitterfrei gemacht.

Bodenbelag

Beim Teppichboden zur
Faserstabilisierung, bei Laminat
oder Fertigparkett zur
Verleimung der Platten: Oft
versteckt sich auch im 
Bodenbelag Formaldehyd. Nicht
so bei Vollholz, selten bei Fliesen.

Bodenkleber

harze sind die Grundlage von
Klebstoffen: Verdampft das
Lösungsmittel, entsteht ein
Klebstofffilm. Bei dem oft
genutzten Formaldehydharz
dampft der Schadstoff dann
langsam aus.

Bodenversiegelung

Rohholz-Parkett oder Holzdielen
werden zum Schutz gerne
versiegelt. Obacht bei der 
Wahl der Versiegelung: Sie kann
Formaldehyd beinhalten. Es gibt
aber auch welche, die 
Formaldehyd absorbieren.

Worauf achten um Formaldehyd zu vermeiden

Wer nun glaubt, man kommt sowieso um Formaldehyd nicht herum, der irrt. Es gibt mittlerweile diverse Gütesiegel und Kennzeichnungen, die es erleichtern, den Überblick zu bewahren.

Zu diesen Siegeln zählt unter anderem „Blauer Engel“. Es handelt sich dabei um ein Umweltzeichen des Deutschen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.

  • Kriterien sind dabei Emissionen, Inhaltsstoffe sowie eine umweltfreundliche Entsorgung.
  • Werden alle Kategorien positiv bewertet, wird das Siegel vergeben. Produkte bzw. Produktgruppen, die derzeit mit diesem Siegel gekennzeichnet werden, sind unter anderem Möbel, Elektrogeräte, Putzmittel, Papier, Fahrzeuge und eben auch unterschiedliche Baustoffe (Lacke, Farben, Dämmstoffe …).
  • Die Prüfung erfolgt durch externe Experten.
  • Bereits seit 1978 gibt es dieses Siegel. 

Neben dem „Blauen Engel“ gibt es noch weitere Umweltkennzeichen. In der ISO-Norm unterscheidet bei den Umweltlabeln man grob drei Typen.

  • Zu Typ-I zählt der „Blaue Engel“.
  • Zu Typ-II zählen umweltbezogene Anbietererklärungen. Eine unabhängige Überprüfung findet in den meisten Fällen nicht statt. Die Anforderungen der DIN EN ISO 14021 sind allerdings einzuhalten. So sind bei geschützten Begriffen wie „kompostierbar“, „recyclingfähig“ oder „reduzierter Energieverbrauch“ bestimmte Anforderungen zu erfüllen. Die Bezeichnung „nachhaltig“ ist in diesem Kontext auch verboten, da es keine Verfahren zur Messung oder Bewertungskriterien auf Produktebene gibt.
  • Umweltzeichen des Typ-III unterliegen den Anforderungen des DIN EN ISO 14025. Sie zeigen zusätzliche Informationen rund um Umwelt- und Gesundheitsschutz. Die Vergabe erfolgt über Externe. Zielgruppe sind im Gegensatz zu den beiden vorigen Typen nicht Bauherrn, sondern vor allem Wirtschaftsakteure wie Planer oder Auditoren.

Die Bedeutung guter Raumluft

Ist der Grenzwert von Formaldehyd überschritten, stellt sich die Frage: Kann man Formaldehyd neutralisieren? Die Antwort: ja. In der Industrie sind Arbeitnehmer besonders in der Baubranche mit diversen Lacken oder Lösungsmitteln in Berührung. Hier wird mit bestimmten Absauganlagen die Formaldehyd-Konzentration gesenkt. Eine solche Anlage in den eigenen Wohn- und Arbeitsbereich einzubauen würde sich allerdings eher als schwierig erweisen. Nichtsdestotrotz gibt es aber viele Tipps und Tricks, um die Raumluft zu verbessern. Und so gibt es auch einige sehr effektive Möglichkeiten, um speziell Formaldehyd aus dem Wohnraum zu bekommen:

  • Regelmäßiges Stoßlüften bewirkt wahre Wunder. Die Luft wird so komplett ausgetauscht und die Formaldehydkonzentration kann niedrig gehalten werden.
  • Grünpflanzen sind wahre „Schadstoffkiller“. Sie neutralisieren Wohngift nicht nur, sondern sorgen zusätzlich durch ihre Sauerstoffproduktion für ein ideales Wohn- und Arbeitsklima. Zu diesen Wunderwaffen der Natur zählen unter anderem die folgenden Zimmerpflanzen:
    • Areca Palme: Die beliebte Palme ist ein wahrer Wachmacher. Neben der Neutralisierung von Formaldehyd wirkt sie auch gegen Xylol und Toluol, Stoffe, die Müdigkeit und Unbehagen auslösen können.
    • Birkenfeige: Formaldehyd und Ammoniak haben bei dieser Grünpflanze keine Chance.
    • Gummibaum: Wie keine zweite nimmt diese Zimmerpflanze den Kampf gegen Formaldehyd auf. Sie weist hier eine überdurchschnittliche Abbau-Rate auf.
    • Echte Aloe / Aloe Vera: Die als Heilpflanze bekannte Aloe Vera ist ein idealer Sauerstofflieferant. Als Zimmerpflanze baut sie nebenbei auch geringe Spuren von Formaldehyd in der Luft ab.
    • Efeu: Er ist nicht nur ein begabter Kletterer, der sich im Halbschatten wohlfühlt, Efeu ist auch ein guter Formaldehyd-Abbauer.
    • Weihnachtsstern: Diese Grünpflanze verbreitet nicht nur weihnachtliche Festtagsstimmung, sondern baut nebenbei leichte Spuren von Formaldehyd in der Luft ab.
  • Falls der grüne Daumen nur bedingt vorhanden ist, kann mittlerweile auf diverse Lüftungssysteme oder Luftreiniger zurückgegriffen werden. Bei einer zu hohen Formaldehydkonzentration muss man allerdings darauf achten, dass HEPA-Filter die Moleküle von Formaldehyd aufgrund ihrer kleinen Größe nicht erwischen. Eine Kombination aus Photokatalysatoren mit Aktivkohlefilter eignet sich am besten. Neben der Neutralisierung von Formaldehyd können solche Luftreiniger auch Allergene, Bakterien, Pollen oder auch Schimmelsporen beseitigen.

Bauprodukte: Wird hier geforscht?

Da schon bei einigen Bauten die Formaldehydkonzentration nach Bauende gesundheitsschädliche Auswirkungen hatte, werden die verwendeten Materialien laufend weiterentwickelt. Eine ständige Verbesserung und somit das Schaffen eines optimalen Raumklimas sind das Ziel. Dabei gibt es mittlerweile sehr gute Erfolge zu verzeichnen, die sowohl zum Vorbeugen, aber auch im Falle einer Sanierung helfen:

Biobasierte Wandfarbe
70 % weniger Formaldehyd in der Luft nur durch die Verwendung einer bestimmten Wandfarbe? Das klingt beinahe zu schön, um wahr zu sein. Durch die innovative Indoor Air Technology der Firma Sigma Fresh Air ist das aber kein Traum mehr. Ein zweifacher Anstrich schafft es, bis zu 70 % der Formaldehydkonzentration zu neutralisieren und das über Jahre hinweg. Eine andere Möglichkeit bietet Biofa. Hier wird eine spezielle biologische Grundierung unter der eigentlichen Wandfarbe angebracht. Der Abbau von Formaldehyd erfolgt hier durch die Keratin-Bindung ähnlich wie bei Schafwolle. Ein zusätzlicher Pluspunkt der Grundierung: Sie festigt den Untergrund. Aufgrund der geringen Mengen an Formaldehyd absorbierenden Stoffen nimmt die „Filterleistung“ verglichen mit anderen Verfahren allerdings rasch ab. Im Gegenzug kann die Farbe relativ einfach neu appliziert werden und die „Filterleistung“ ist zurück.

Rigips-Platten mit Luftreinigungseffekt

Beim Innenausbau gibt es ebenfalls Verbesserungen und Produktweiterentwicklungen. Luftreinigende Platten für Wände und Decken sind bereits auf dem Markt. Rigips bietet Platten mit dem Premium-Luftreinigungseffekt „Activ Air“ an. Formaldehyd und andere flüchtige organische Schadstoffe werden von den Platten aufgenommen und durch einen speziellen Wirkkomplex unschädlich gemacht. Berechnungen zufolge soll dieser Effekt mindestens 50 Jahre halten.

Mineralien in Span- und Sperrholzplatten

In rund 85 % aller Holzwerkstoffe ist mit einem formaldehydhaltigen Kleber zu rechnen. 2010 haben Forscher der Fraunhofer-Institute für Holzforschung WKI in Braunschweig und für Silicatforschung ISC in Würzburg herausgefunden, dass synthetischer Zelolith Y Schadstoffe absorbiert. Tests mit Probe-Spanplatten aus Fichtenholz zeigten eine Verringerung der Formaldehydemission aus den Platten um rund 40 %.

Formaldehyd freier Weißleim

Der wohl bekannteste Holzleim ist der sogenannte Weißleim. Es handelt sich hierbei um einen formaldehydfreien und lösemittelfreien Dispersionsleim in flüssiger, milchig-weißer Form, der im ausgehärteten Zustand transparent wird. Er wird sowohl von Laien als auch von Profis gerne herangezogen, um Holz oder Holzwerkstoffe zu verbinden. Weißleim eignet sich vor allem für dekorative Bauplatten. Bei statischen Holzbau-Elementen eignet sich die formaldehydfreie Alternative: PU-Leim (PMDI).

So funktioniert neutralisieren von Formaldehyd durch Schafwolle

Schafwolle ist ein natürlich vorkommender und nachwachsender Rohstoff. Bei einer nachhaltigen Bauweise wird auf diese Ressource immer mehr zurückgegriffen. Und das aus gutem Grund, auch im Hinblick auf die Neutralisierung von Formaldehyd aus der Raumluft. Doch wie funktioniert das und ist die Wirkung dauerhaft?
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Schafwolle unter der Lupe

Der Eiweißfaserstoff zählt zu den Naturfasern. Er ist atmungsaktivluftdurchlässig und aufgrund seiner guten Elastizität sehr formbeständig. Betrachtet man ihre chemische Zusammensetzung, so besteht wasserfreie Schafwolle zu 97 % aus Proteinen, die den Keratinen zugeordnet werden. Die restlichen 3 % bilden sich aus strukturellen Lipiden, Mineralsalzen, Nukleinsäuren und Kohlenhydraten. Die Elementzusammensetzung ist für Proteine charakteristisch, heraussticht allerdings der hohe Schwefelanteil von 3,5 %. Dieser hohe Gehalt lässt sich auf die Aminosäure Cystin zurückführen. Aufgrund des hohen Stickstoffanteils sowie Feuchtigkeitsgehaltes ist Schafwolle nur schwer entflammbar und brennt erst ab einer Temperatur von 560 Grad Celsius.

Schafwolle ist eine Verbundstruktur, deren Fasern aus zwei verschiedenen Zelltypen besteht. Die Oberhaut, die sogenannte Cutica, besteht aus feinen Schuppen, die wie Dachziegel um die Faser herum angeordnet sind. Diese Schuppendecke weist einen erstaunlichen Vernetzungsgrad auf, wodurch sie sehr robust gegen chemische Stoffe ist und eine mechanische Zähigkeit besitzt. Um diese Schuppendecke ist die Epicuticula. Im Faserinneren liegen die Cortexzellen, die mit 90 % den Hauptbestandteil der Fasern bildet. Diese sind für die mechanischen Eigenschaften von Wolle zuständig.

Schafwolle und Formaldehyd

Die Reaktionsfähigkeit von Wolle mit Formaldehyd wurde seit dem 20. Jahrhundert in mehreren Studien untersucht. Zu Beginn wurde Formaldehyd dafür eingesetzt, die Eigenschaften von Wolle zu verbessern. So etwa wurde es bis in die 70er Jahre als Wollschutzmittel beim Färben verwendet. Mittlerweile wird Schafwolle immer mehr beim Bauen eingesetzt. Durch ihre Proteine kann sie Schadstoffe aus der Luft chemisch binden, sie wirkt demnach als eine Art physikalischer und chemischer Filter. Gerade bei Formaldehyd ist diese Bindefähigkeit besonders ausgeprägt. Laborversuche zeigten, dass Schafwolle 98 % des Formaldehyds aus der Raumluft aufnahm. Eine Abgabe konnte nicht nachgewiesen werden. Demnach bindet Schafwolle Formaldehyd irreversibel.

Einbau von Schafwolle

Schafwolle kann auf unterschiedliche Art eingebaut werden. Am effektivsten ist die vollflächige Verkleidung der betroffenen Wände oder Decken mit dichtvernadeltem Vlies. Ebenso kann die Wolle auf eine „abgehängte Decke“ aufgebracht werden. Ein kleiner Zusatznutzen dieser Variante: Die Schalldämmung wird verbessert. Schafwolle kann auch inseitig Formaldehyde binden. Dies ist etwa bei Wänden der Fall, die mit ISOLENA Schafwollprodukten gedämmt und mit OSB Platten verkleidet sind. Welche Art der Wolle, ob gefilzt, genadelt oder lose, spielt keine Rolle und hat keine Auswirkungen auf ihre Schadstofffilterfähigkeit.

Messwerte

Das DWI (Deutsche Wollinstitut) hat Untersuchungen zum Thema „Aufnahme und Bindung von Innenraum-Schadstoffen durch Wolle am Beispiel von Formaldehyd“ durchgeführt. In Prüfkammern wurden formaldehydbelastete Räume simuliert, um die Verhältnisse bei Maßnahmen zur Sanierung mit Schafwolle nachzubilden. Alle Ergebnisse zeichneten dasselbe Bild: Bereits nach zwei Stunden konnten über 80 % der Formaldehydbelastung von der Wolle absorbiert werden. Nach 24 Stunden lag der Wert bei 96 %. Der asymptotische Kurvenverlauf der Tests zeigte immer gegen null. Auch mehrere praktische Versuche in Wohnhäusern und kommunalen Gebäuden, bei denen ein Entfernen der Formaldehyd-Quellen aus baulichen Gründen praktisch meist nicht möglich war, ergab eine Senkung der Formaldehyd-Konzentration von ca. 0,06 bis 0,2 ppm auf unter 0,05 ppm, was weniger als die Hälfte des BgVV-Richtwerts ist.

Beispiele erfolgreicher Formaldehyd Sanierungen

Auch bei vermeintlich gut durchplanten Bauvorhaben kann es passieren, dass man auf etwas vergisst: die Formaldehydkonzentration im Auge zu behalten. Durch viele Verbauteile gerade im Innenausbau kann diese schnell den Grenzwert überschreiten und so gesundheitliche Probleme verursachen. Mithilfe von gezielten Sanierungsmaßnahmen kann man aber auch das wieder in den Griff bekommen, wie folgende Beispiele zeigen:

Neubau des Oberstufenzentrums Ost in Felben-Wellhausen

In Felben-Wellhausen durfte sich die Oberstufe im Sommer 2004 über den Neubau freuen, in dem sie künftig unterrichtet werden sollten. Doch bereits nach kurzer Zeit klagten Schüler und auch Lehrpersonen über gesundheitliche Probleme. Messungen ergaben eine viel zu hohe Formaldehydkonzentration in den Innenräumen. Die Sanierung erfolgte mithilfe von Schafwolle. Das zeigete Wirkung und so konnten die Werte relativ rasch gesenkt werden und die Probleme verschwanden wieder.

Case Study zur Formaldehyd-Sanierung im Schulgebäude lesen →

Sanierungsobjekt Kindergarten in Langenfeld bei Köln

In einem Kindergarten in Langenfeld wurde eine zu hohe Formaldehydkonzentration festgestellt. Der Verursacher waren Holzwerkstoffe: Spanplatten an Wänden und Decken. Einige Sanierungsversuche schlugen fehl und ein Abriss wurde angedacht. Probeweise wurde ein Raum mit Schafwolle saniert. Wenige Tage später war der gesetzliche Richtwert der Formaldehydkonzentration von 0,1 ppm mit 0,04 ppm deutlich unterschritten. Inzwischen konnte so der gesamte Kindergarten saniert werden.

(Quelle: Robert Sweredjuk, Gabriele Wortmann, Gerd Zwiener, Fritz Doppelmayer: „Schafwolle als reaktives Sorbens für Luftschadstoffe in Innenräumen“)

Fazit

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Wie im normalen Leben, so kommt es auch beim Hausbauen vor allem auf die inneren Werte an. Achtet man bereits vor Baubeginn auf mögliche „Schadstoffverursacher“, kann man sich teure Sanierungen im Nachhinein ersparen. Oft schrecken die Preisunterschiede etwas ab. Betrachtet man diese dann aber genauer, so fallen sie nicht so groß aus, wie man anfangs denkt. Eine direkte Aussprache mit dem Bauherrn über die möglichen ökologischen Alternativen schadet daher nie.

Gerade bei Schafwolle spürt man den direkten Unterschied bereits während des Bauens – kein Müll, Natur pur, schnelle und einfache Verarbeitung – die beste Ausgangsbasis für ein Raumklima zum Wohlfühlen.

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