Durchatmen dank Schafwolle
Neubau gerettet: Gesund durchatmen dank Schafwolle
Holzleichtbauweise, Holzpelletsheizung und eine 11-kW-Photovoltaikanlage – beim Neubau des Oberstufenzentrums Ost in Felben-Wellhausen spielte Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Nach den Schulferien zeigten sich gesundheitliche Symptome bei Kindern und Lehren und führten zur bösen Entdeckung: Viel zu hohe Formaldehydwerte in den Innenräumen! Durch den Einsatz von Schafwolle konnte ein kostspieliger und zeitintensiver Rückbau oder Abriss vermieden werden.
Im Sommer 2004 wurde der Neubau feierlich eröffnet und die Schüler und Lehrer konnten in ihre neuen Klassen einziehen. Doch bereits im Herbst klagten die ersten über schlechte Raumluft, Reizungen der Augen und Atemwege sowie Kopfschmerzen. 2005 fanden die ersten Messungen statt, um dem Problem auf den Grund zu gehen.
„Wir wussten anfangs nicht, wo genau das Problem lag und was die Beschwerden der Kinder und Lehrer verursachte. Daher führten wir verschiedene Messungen durch und hatten relativ schnell das Ergebnis: Formaldehyd. Durch die Vielzahl von verbauten Holzstoffen als tragende Konstruktion und auch als Verkleidung wurde die Konzentration zu hoch“, erzählt Stefan Schrader, Dipl.-Umweltwissenschaftler (ETH).
Die Sanierungsarbeiten und der Abbau der hohen Formaldehydkonzentration erfolgte schrittweise: 3-Schicht-Platten an den Wänden und die gelochten 3-Schicht-Platten an der Decke, die am meisten Formaldehyd abgaben, wurden entfernt. Schwieriger gestaltete es sich bei den tragenden Elementen. Die Holzdecke, eine Hohlkastenkonstruktion, war ebenfalls mit einer formaldehydhaltigen 3-Schicht-Platte verkleidet. Die in den Trennwänden verbauten Gipsfaserplatten absorbierten das Formaldehyd und gaben dieses wieder an die Raumluft ab.
„Auch hier wollte man eine nachhaltige und dauerhafte Möglichkeit finden, um die Konzentration zu senken. Die tragenden Elemente wurden daher mit einem speziellen 1 mm dünnen Schafwollvlies bedeckt. Schafwolle hat die Eigenschaft, Formaldehyd und andere Aldehyde anzulagern und diese irreversibel chemisch zu binden – und das bei unseren Konzentrationen für über 20 Jahre“, so Stefan Schrader.
Insbesondere bei der tragenden Holzkonstruktion war der Einsatz der Schafwolle der Rettungsanker in der Not: Denn das Austauschen der tragenden Konstruktion kommt einen Gebäudeabriss bzw. Neubau gleich. Durch die Schafwolle sank die Formaldehydkonzentration relativ schnell wieder auf einen Normalwert ab. Die Sanierungsarbeiten am Schulgebäude konnten nach 9-monatiger Sanierung im Sommer 2006 beendet werden und die Schüler wieder in ihre Klassen einziehen.
Bauherr / Auftraggeber
Schulen Frauenfeld Felben-Wellhausen
Sanierungsberatung
Bau- und Umweltchemie AG
Sanierung Formaldehyd
2006
Downloads / Quellen
„Schafe in der Schule“ (www.mikado-online.de/)
Factsheet: Neutralisierung Formaldehyd durch Schafwolle
Bildnachweis:
© Bild 2: Reto Martin/Thurgauer Zeitung